Aufnahmedaten / Exif
Kamera Modell: Nikon D750
Objektiv: Zeiss Distagon 1.4 35 ZF.2
Gut zu Wissen: Der Meister der Unschärfe
Bewusst habe ich mich gegen Autofokus entschieden
Zu meiner Verteidigung muss aber auch erwähnt werden, dass ich erste Erfahrungen mit manueller Scharfstellung bereist mit dem Zeiss Distagon 2.8 15 sammeln konnte. Wenn man sich auf dieses Abenteuer einlässt muss sich auch die Art ändern, wie man seine Bilder einfängt. Wer sich vor dem Blick durch den Sucher intensiv mit dem Bildaufbau beschäftigt, bekommt mit diesen Optiken einzigartige Präzisionswerkzeuge an die Hand.
Zurück zum 1.4 35. Es ist groß, schwer und hat wie bereits erwähnt keinen Autofokus. Aber dafür ist draußen Herbst, die Bäume strippen und ein sanfter, doch stetiger Entzug von Chlorophylle taucht Blätter durch eine Überdosis Carotine in leuchtendes gelb, rot oder braun, somit in eine perfekte Szenerie.
Nikon D750 + Zeiss Distagon 1.4 35 ZF.2
Nachdem sich das 1.4 35 zum ersten Mal mit seinem F-Bajonett an meine Nikon D750 schmiegte wusste ich, die beiden passen gut zueinander. 35mm zählt zu den Weitwinkel-Brennweiten und das 1.4 bietet durch seine Lichtstärke genügend Gestaltungsspielraum. Wer möchte, kann den Fokus gezielt setzen ohne das Motiv aus dem umgebenden Kontext zu reißen. Es ist immer noch zu erkennen, wo sich alles abspielt. Ich hingegen lebe einen ausgeprägten close-up Fetisch, und so zieht es mich regelrecht in die Szenerie hinein. Egal ob auf Zehenspitzen oder flach auf dem Boden liegend, Hauptsache so nah ran wie möglich, auch Nässe, Kälte oder Schmutz halten mich nicht davon ab. Mit dem Distagon gelingt dies recht gut, denn der freie Arbeitsabstand zwischen Linse und Objekt beträgt um die 15 cm.
Offenblende + Dämmerlicht
Wann immer es möglich ist nutze ich seine Offenblende und meide direktes Sonnen- oder Kunstlicht. Bedeckter Himmel ist ideal, denn er wirkt wie ein Diffusor und leuchtet das Motiv aus, ohne dabei harte Schatten zu erzeugen. Die Schärfentiefe bei Blende 1.4 und 15 cm Abstand beträgt gerade einmal einmal ein paar Millimeter. Das macht es nicht einfach, den Fokuspunkt exakt zu treffen und ist meiner Meinung nach auch der Hauptgrund, warum dem Distagon zwar eine gute Offenblenden-Schärfe zugesprochen wird, aber eben nicht so scharf sein soll wie z. B. das Pendant von Sigma. Ich hingegen kann diesbezüglich keinerlei Defizite feststellen, im Gegenteil, alles was ich korrekt getroffen habe wird ausreichend scharf dargestellt.
Painterly-Style
Die wahre Stärke des Distagon liegt ohnehin nicht in der Darstellung von fast schon synthetisch wirkender Schärfe, sondern von alle dem, was sie umgibt. Das Zeiss ist ein Meister der Unschärfe und der darin enthaltenen Farben. Stimmen Lichtqualität und Motivabstand, verleiht das Distagon der Szene seinen eigen, fast schon malerischen Akzent. Es bettet die Schärfe in eine harmonisch-diffuse Wolke aus Licht und Farbe. Im Zwielicht spielt das Distagon seine Überlegenheit in der präzisen manuellen Scharfstellung aus. Und wenn der Ultraschallmotor diverser Plastiklinsen beginnt sich warm zu laufen, ohne dabei nur ein einziges Mal den gewünschten Fokuspunkt zu treffen, drücke ich sanft auf den Auslöser – und staune immer wieder.
Fazit
Ein außergewöhnliches Werkzeug für ebenso außergewöhnliche Perspektiven, vorausgesetzt man verlässt seine Komfortzone.
- ZEISS Distagon T* 1,4/35 Künstler des Lichts: https://www.zeiss.de/camera-lenses/fotografie/produkte/classic-objektive/distagon-1435.html
- Three easy tricks for manual focusing: https://lenspire.zeiss.com/photo/en/article/exceptional-photos-require-time-and-patience-part-2
- Micro Contrast and the ZEISS ‘Pop’: https://lenspire.zeiss.com/photo/en/article/micro-contrast-and-the-zeiss-pop-by-lloyd-chambers
- Zoom or Prime Lens? A shootout comparison: https://lenspire.zeiss.com/photo/en/article/1-zoom-or-prime-lens-a-shootout-comparison
- Harnessing Wide Angle Lenses: Perspective and Impact: https://lenspire.zeiss.com/photo/en/article/harnessing-wide-angle-lenses-perspective-and-impact